Als uns die Einladung zur Beteiligung an dem Jugendbericht 2025 von der Kinder- und Jugendbeauftragte des Landes erreichte, war die Freude groß! Unser 19-jähriger Jugendlicher aus Kamerun, der zurzeit im Betreuten Jugendwohnen, des Heimverbundes in der Märkische Schweiz lebt, bekundete sein großes Interesse an der Teilnahme.
Ziel des Treffens war es, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben, ihre Sichtweisen, Erfahrungen und Wünsche in politische Entscheidungsprozesse einzubringen. Die Einladung richtete sich ausdrücklich auch an unbegleitete minderjährige Ausländer (UMAs), um deren Perspektiven stärker sichtbar zu machen und ihnen eine aktive Beteiligung zu ermöglichen.
Der Tag startete am 10.05.2025 um 10:30 Uhr im Friedenssaal der Stiftung Großes Waisenhaus zu Potsdam zunächst mit einer Begrüßung und einem gemeinsamen Kennenlernen. Die drei leitenden Peer-Leader sorgten mit aktivierenden Bewegungsspielen und kurzen Workshop-Einheiten für eine aufgelockerte Atmosphäre und erleichterten so den Einstieg in den Austausch. Hierbei wurden folgende Themen intensiv in Gruppen besprochen und diskutiert:
- Was beschäftigt dich aktuell?
- Was darf in Brandenburg in zehn Jahren nicht fehlen?
- Welche Themen gehen zu oft unter?Was nervt dich in deinem Alltag?
In der gemeinsamen Mittagspause kam auch das leibliche Wohl nicht zu kurz: Das Mittagessen war reichhaltig und wurde mit Blick auf verschiedene Bedürfnisse zusammengestellt - es gab sowohl halal-zertifizierte als auch konventionelle Speisen sowie eine große Auswahl an Getränken. Diese Wertschätzung trug maßgeblich zu einer offenen und respektvollen Atmosphäre bei. Danach wurden die Ergebnisse im Plenum vorgestellt und diskutiert. Gegen 13:30 Uhr endete das Treffen mit einem Ausblick auf den weiteren Prozess.
Die Jugendlichen beeindruckten mit einem hohen Maß an Reflexionsfähigkeit und politischem Bewusstsein. Ihre Gedanken und Anliegen hielten sie auf farbigen Moderationskarten fest und machten dabei deutlich, wie differenziert sie gesellschaftliche Entwicklungen wahrnehmen.
THEMEN DIE JUGENDLICHE BEWEGEN
Im Fokus ihrer Wünsche für die Zukunft standen unter anderem sichere Treffpunkte für junge Menschen, bezahlbare und zuverlässige Mobilität, mehr Jugendbeteiligung durch Beiräte, gesellschaftliche Akzeptanz und Gleichstellung sowie eine stärkere finanzielle Unterstützung des Ehrenamts.
Gleichzeitig wurden aktuelle Herausforderungen benannt: der Mangel an jugendfreundlichen Angeboten, unzureichende ÖPNV-Verbindungen, hohe Kosten für den Führerschein, fehlende Beratungsangebote, Unsicherheitsgefühle, die Auswirkungen des Klimawandels und unzureichende Inklusion.
Besonders eindrucksvoll war, welche Themen aus Sicht der Jugendlichen häufig übersehen werden - darunter Alltagsrassismus, Barrierefreiheit, Personalmangel, Bleiberechtsfragen, Umwelt- und Tierschutz sowie die Lebensrealitäten junger Menschen mit Fluchterfahrung.
Diese Beiträge machen deutlich, wie klar junge Menschen ihre Lebenswelt analysieren und wie stark ihr Wunsch ist, aktiv an gesellschaftlichen Prozessen mitzuwirken. Die Ergebnisse des Treffens werden nun aufbereitet und fließen in den Jugendbericht ein. Am 30. Juni 2025 wird der Landes-Kinder- und Jugendausschuss darüber beraten.
Dass junge Menschen -auch aus Einrichtungen wie unserem Betreuten Jugendwohnen - sich an diesem Prozess beteiligen, ist ein wichtiges Signal: Ihre Stimmen zählen. Und sie haben viel zu sagen.
Pauline Schlecht - studiert Soziale Arbeit, Management & Coaching (B.A.)und befindet sich im
1. Studienjahr – sie absolviert ihre praktische Ausbildung des dualen Studiums im Betreuten Jugendwohnen des Heimverbundes in der Märkischen Schweiz