Ein Projekt feiert Silberhochzeit

Es war einmal… so fangen alle Märchen an.
Und so auch die Geschichte des Bauernhofes „Bremer Stadtmusikanten“ in Riesdorf.

Die ursprüngliche Konzeptidee wollte junge Menschen – Schul- und Lehrabbrecher, sowie Verweigerer erreichen. Mit dem Vierseithof in Riesdorf war ein ideales Objekt gefunden, um die Klienten*innen aus der Leere ins Tun, in die Freude etwas mit eigenen Händen zu schaffen, zu führen. „Hilf mir es selbst zu tun“ – eine Aussage von Maria Montessori – war dabei unser Credo.

Auf einen Bauernhof gehörten auch Tiere und so gab es dieser, in den ersten 8-10 Jahren unzählig viele: von Schweinen mit Ferkeln, Kuh mit Kälbchen, über Ziegen, Schafe, Puten, Enten, Hühner, einen Hofhund, viele Katzen und Hasen, Pferde, sowie auch einen Esel.

Riesdorf 25 1Riesdorf 25 1

Wie auch im gleichnamigen Märchen, kamen alle Bewohner*innen mit Defiziten her und lernten in der Gemeinschaft an diesen zu arbeiten. Gemeinsam sind wir stark und können etwas bewegen. So war es klar, dass der Name für diese Außenwohngruppe - des damaligen Kinder- und Jugendheimes „Heinrich Zille“ - „Bremer Stadtmusikanten“ wurde.

Wer ein warmes Zimmer wollte, musste die Asche raustragen, Holz im Wald schlagen, Kohle schippen und im Zimmer den Kachelofen anfeuern.
Ich erinnere mich immer noch lebhaft an einen 16-jährigen jungen Mann aus Berlin, der sagte: „Wie soll ich denn den Ofen anfeuern? Muss ich immer rufen: „Tempo, Tempo, Tempo?“

Viele lernten es, so auch die Freude daran, wenn durch das eigene Zutun, etwas fertig gestellt wird. Ein Zaun gebaut, ein Tier im frisch gemisteten Stall sich wohlfühlt, ein leckeres Essen gekocht und genossen werden kann. 

Wie benutze ich einen Hammer oder einen Pinsel, was mache ich mit einer Wasserwaage, wie maure ich eine Wand, wie repariere ich etwas und es gibt auch tatsächlich verschiedene Pflanzenarten. 

Riesdorf 25 1Riesdorf 25 1

Es wurde geschlachtet und eingeweckt, gesät, Unkraut gejätet, geerntet - von Kartoffeln, über Korn, Mais und allerlei Gemüse bis hin zum Kräutergarten.

Über die Jahre wurde es schwieriger mit den Bewohnern, Alkohol und Drogenkonsum nahmen zu. Die Nachfrage für unser Projekt sank. Und so kam es vor 17 Jahren im Jahr 2008 eröffneten wir mit neuem konzeptionellem Inhalt das Kinderhaus.

Seitdem lebten, spielten, lernten und wurden hier geliebt

22 Kinder:

… durchschnittlich blieben sie 53,8 Monate

… der kürzeste Aufenthalt war davon 2 Monate

… der längste Aufenthalt war davon bisher 154 Monate = 12,8 Jahre

An Tieren gab es anfangs noch Esel Guliver – der jedoch immer frecher wurde, ein paar Hasen und Katzen zum Kuscheln, Liebhaben, Geschichten erzählen und für unseren Hund Bommel gab es in seinen letzten Lebensmonaten eine Gefährtin – die Hündin Leila. Auch Leila ist inzwischen schon gestorben und im Garten begraben.

Das Zusammenleben mit der dörflichen Gemeinschaft, sowie die Zusammenarbeit mit umliegenden Schulen war in all den Jahren ein elementarer Punkt in unserer Arbeit. Die Wichtigkeit von gegenseitigem Unterstützen, freundlichem und respektvollem Umgang miteinander lernten somit auch all unsere Bewohner*innen über die Jahre.

Und es gab viele besondere Jahre:

Im Jahr 2007 fegte Orkan Kyryl, der Jahrhundertsturm, im Januar mit über 200 km/h über uns hinweg und „bescherte“ uns ein neues Scheunendach.
Der Dachstuhl war marode, es erfolgte ein vorübergehender Auszug im Oktober bis November 2010 in das Gutshaus in Wahlsdorf. In diesem Zeitraum wurde ein neuer Dachstuhl und damit auch ein neues Dach gebaut.

Im Jahr 2011 wurde der große Wohnbereich im Dachgeschoss mit der Einweihung von unserem Bullerjan fertig gestellt.

2015 erfolgte ein räumlicher Umbau in Form von Teilung eines Zimmers in zwei Räume, damit wurde die Möglichkeit geschaffen für 6 Klient*innen jeweils ein Einzelzimmer vorhalten zu können.

Im Jahr 2016 wurde das Gemeinschaftsbad umgebaut. Aus eins mach zwei für Mädchen und Jungen. Es entstanden geschlechtergetrennte Sanitäranlagen.

2018 sorgte Orkantief Friederike im Januar Schäden an der Hausfassade und an den älteren Dächern. Das Hoftor wurde komplett aus seinen Angeln gehoben und lag unterm Torweg. Dies stellte kein Problem für unsere wunderbare Dorfgemeinschaft dar! Die Nachbarn hangen es wieder ein. Wir sparten damit die Kosten für die Firma zur Reparatur in Höhe von 1.689,80 €.

Im Jahr 2021/22 folgte der erste Winter, in dem wir nicht mehr mit den Kohleeimern klapperten – das Heizen aller Öfen im Haus hatten seit 2008 die Pädagog*innen ausgeführt. Eine zentrale Heizung wurde in unser Haus eingebaut und im Dezember 2021 gestartet. Als einzige beheizbare Öfen stehen jetzt noch der alte Badeofen im Erzieherbad, der Bullerjan im Gemeinschaftsraum im Dachgeschoss und der alte Backofen im Backhaus zur Nutzung.

Kaum zu glauben, aber wahr, wir werden im Jahr 2025 fünfundzwanzig Jahr.

Ein herzliches Dankeschön möchte ich allen Wegbegleiter*innen, Mitstreiter*innen, Kolleg*innen, Sponsor*innen, Unterstützer*innen, Mitkämpfer*innen, Mutmacher*innen, Kraftgeber*innen, Lückenspringer*innen, tatkräftige Anpacker*innen, liebenswerte Nachbar*innen aussprechen.

Doreen Lanzky

GFB Geschäftsstelle

GFB – Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung Brandenburger Kinder und Jugendlicher mbH

Dortustraße 36
14467 Potsdam

Tel. +49 331 27 90 90
Fax +49 331 27 90 922
Mail Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
www.gfb-potsdam.de

Unsere Standorte

Landkarte GFB 2024

Gesellschafter

Logo Stiftung Gr Waisenhaus cmyk weiss

 

Freie Plätze in ausgewählten Angeboten
unserer Einrichtungen.
Mit diesem Link verlassen Sie die Website der GFB.