Unsere "Perle"

In unserem Team vom Fluchtpunkt gab es einen ganz besonderen Menschen. Wir nannten sie liebevoll unsere „Perle“. Sie war die Hauswirtschaftskraft des Notdienstes und der Clearinggruppe – und so viel mehr.

Zierlich und klein von Statur, aber mit einer Kraft, die beeindruckte. 57 Jahre war sie alt – acht davon Teil unseres Teams. Mit Beginn der Corona Pandemie fing sie schon früh um 4 Uhr an zu arbeiten, damit sie so wenig Kontakt wie möglich mit so wenig Menschen wie nötig hatte. Diese frühen Stunden waren ihr ab da die Liebsten – sie war eine Meisterin der Stille, der Achtsamkeit und der diskreten Präsenz.

Ganz still, leise und unaufgeregt huschte sie durch die Räume, putzte Bäder, Zimmer, Fenster, Küche, Flure und noch vieles mehr. Dies war eine kleine logistische Meisterleistung. Denn sie schaffte es, die Momente effektiv zu nutzen, wenn die Räume frei waren und das sind sie bei uns nur selten. Sie putzte hier, dort und überall. Treppe auf Treppe ab, sie war eigentlich immer im Trapp. Mit ihrem wachsamen Auge sah sie die Dinge, welche geputzt, geplant, gekauft und geregelt werden mussten. Gewissenhaft war sie in dem was sie tat und gute Ideen für Lösungen von Alltagsproblemen hatte sie auch.

Sie sorgte für frische Wäsche, sortierte die Schränke, füllte auf und nach, kümmerte sich um die Pflanzen in den Kübeln wie um die Menschen in unserem Haus. Sie brachte frisch gekochten Kaffee zur richtigen Zeit in der richtigen Tasse – sie wusste, was jeder brauchte, oft bevor wir es selbst wussten.

Für uns hat sie das Kochen gelernt – eine große Herausforderung, da sie zu Hause immer bekocht wurde. Doch sie wagte sich daran, probierte Neues aus und wurde zu einer verlässlichen Köchin, auf deren liebevoll vorbereitete Mahlzeiten wir uns am Abend freuen konnten. Es war eine enorme Entlastung zu wissen, egal wie viel bei uns im Notdienst zu tun war und wer alles am Tag noch aufgenommen wurde, am Abend konnten alle lecker essen, weil sie alles vorbereitet oder vorgekocht hatte. Und auch bei dieser Arbeit achtete sie auf die Besonderheiten der Menschen bei uns. Vegetarisch, Vegan, Allergien etc. - alles fand Beachtung. Wenn wir sie dafür lobten, wurde sie verlegen und freute sich doch sehr.

Von ihrem grünen Daumen hatten alle etwas, denn im Hof wuchsen, soweit es möglich ist, Kräuter und Tomaten oder das ein oder andere Blümlein. Im Winter bekam dann das Pampasgras eine Mütze auf und alle kamen ins Schmunzeln.

Und dann war da noch etwas, das eigentlich das Größte war: Ihre Haltung unseren Klienten*innen gegenüber. Mit Respekt und einer ruhigen Präsenz schuf sie Nähe, ohne zu nah zu sein. Ohne distanziert zu wirken, wahrte sie mit ihrer herzlichen Art einen zugewandten Abstand. Ein freundliches Wort hatte sie für Jeden, kam dabei mit den jungen Menschen aber nicht zu viel ins quatschen. Im rechten Moment zog sie sich zurück oder verwies an uns. Sie kannte die Herausforderungen unserer Arbeit – und begegnete ihnen mit Diskretion, Mitgefühl und einem tiefen Verständnis für die Bedeutung der kleinen, unscheinbaren Dinge.

Es sind die ganz kleinen Dinge, an denen wir merkten, dass sie ein ganz großer Teil von uns war.

Sie mischte sich nicht ein, doch sie war da. Immer. Sie fühlte sich für das Haus und ihre Menschen darin mitverantwortlich und dies reichte vom Keller bis in die Tagesgruppe unterm Dach – wenn Not an der Frau/ am Mann war, war sie zur Stelle.

Denn auch in der Tagesgruppe wischte sie immer mal wieder durch :)

Jetzt ist sie nicht mehr da – und dennoch bleibt sie. In all den Erinnerungen, den Spuren, die sie hinterlassen hat und der Wärme, mit der sie unser Haus erfüllte.

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